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Hochbeet: alte Erde, neue Frucht - ein Erfahrungsbericht

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Vor zehn Jahren bekamen wir ein Hochbeet. Zeit für eine Zwischenbilanz.

Mein Cousin karrt mit dem Anhänger ein Riesentrumm an. 6 cm dicke Bohlen, über 2 Meter lang, ein Meter breit und knapp ein Meter hoch. An der Innenseite Hölzer zum Stabilisieren. Meine Frau hatte Geburtstag und bekommt ein Geschenk aus dicker Lärche. Im Geschäft würde so ein Hochbeet locker mehrere Hundert Euro kosten. Vielen Dank, Franz und Maria.

Über zwei Kubikmeter Erde

Jetzt, zehn Jahre später, ist Zeit für eine Zwischenbilanz und einen Erfahrungsbericht: Das Hochbeet hat sich bewährt. Und hätte es sich nicht bewährt, wäre es sehr viel Arbeit gewesen, es wegzuschaffen. Am Anfang hatten wir alle Hände voll zu tun, den Holzcontainer zu befüllen. Erde aus dem Garten, Kompost aus dem Garten und ein paar Säcke aus dem Baumarkt. Immerhin fasst das Stück über zwei Kubikmeter.

Gitter gegen die Mäuse

Wir fixieren unten das engmaschige Gitter gegen die Mäuse. Dann – wie empfohlen – über dem Boden Astwerk unterschiedlicher Dicke, darüber Erde, ganz oben mit Kompost angereicherte und gesiebte allerfeinste Erde. Dass die Verrottung der Äste unten den zarten Pflänzchen ganz oben als eine Art Fußbodenheizung dienen soll, konnte ich nicht überprüfen. Mir scheint es unwahrscheinlich.

Erfahrungen überwiegend positiv

Unsere Erfahrungen sind überwiegend positiv: Das Hochbeet hat sich zum Zentralpunkt des Schrebergartens entwickelt. Es braucht Platz, so viel ist klar. Aber kaum ein Eck im Garten bekommt mehr Aufmerksamkeit und praktisch ist es auch. Man kann Blumentopf und Bierflasche am Rand abstellen, kann es als angenehm hohe Unterlage für das Sägen buckliger Äste verwenden. Das aufrechte Arbeiten am Hochbeet schont den Rücken. Es scheint weniger Unkräuter zu geben. Dafür müssen wir regelmäßig gießen.

Mit dem Rücken zur Wand: Akelei, Kresse und Kartoffel

Das braune Lärchenholz ist grau geworden und passt zu den Gärtnern. An den Innenseiten zeigen die Bohlen erste Auflösungserscheinungen; aber sie sind dick und werden weitere zehn Jahre halten. Der Kasten steht stabil. An den Außenseiten, dort also, wo das Lärchenholz auf dem Boden aufliegt, drängen sich die Zuzügler: Bella di Notte, Kapuzinerkresse, Salbei, Jungfer im Grünen, Sonnenblumen, Akelei und Kresse, Kartoffeln und auch Pflanzen, die ich nicht kenne. Einige wurden hingesetzt, einige sind von alleine aufgegangen. Es scheint, als würde die Holzwand kleinen und mittleren Pflanzen Wärme, Schutz und Stütze zu bieten.

Schwach ist das Kreuz

Schwach ist das Kreuz und die Erde schwer, wo krieg ich nur einen Arbeiter her? Im Frühjahr bitte ich unseren Ältesten, mir beim Ausräumen und Wiederbefüllen zu helfen. Dann: Große Plane auf der Wiese ausbreiten, die Stirnseite des Hochbeets aufschrauben, rausschaufeln, noch nicht verrottetes Holzzeug rausfischen. Manche Stücke sind schwarz von der Feuchtigkeit, manche weiß vom Schimmel. Ich komme mir vor wie ein Totengräber – es wirkt wie knochendicke Stücke in brauner Erde. Die Erfahrung zeigt auch: Es gibt keine Wühlmausgänge, leider keine Regenwürmer, dafür aber ein paar fette, weiße Rosenkäfer-Engerlinge. Die junge Krähe am Marillenbaum sieht alles, legt den Kopf schief, geht schon in die Knie, traut sich dann aber doch nicht.

Wo ist die Erde hin?

Vielleicht hat das Gitter den Wühlmausangriff von unten verhindert. Beim Ausräumen der Erde ist es aber wenig hilfreich; Schaufel, Rechen … die Geräte bleiben leicht in dem Gitter hängen. Aber bald ist es geschafft. Wir leeren mehrere Kübel frischen Komposts über die alte Erde, mischen und schaufeln wieder rein. Als das Hochbeet zu zwei Drittel befüllt ist, schrauben wir die Vorderwand zu, sonst rieselt alles wieder raus. Und hier wird die Höhe des Hochbeets unangenehm. Und hoch die Schaufel und noch einmal und noch einmal. Am Ende ist alles wieder reingeschaufelt aber es fehlen oben zehn Zentimeter. Wo ist die Erde hin?

Bildergalerie

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Hochbeet vor der Bepflanzung
Ein Hochbeet braucht sehr viel Erde zum Befüllen | Bild: M.Tacha/VKI
Salatpflanzen im Hochbeet
Salatpflanzen im Hochbeet | Bild: M.Tacha/VKI
Manche Pflanzen kuscheln sich an das Hochbeet an
Manche Pflanzen kuscheln sich an das Hochbeet an (rechts: Akelei) | Bild: M.Tacha/VKI
Der breite Rand eigenet sich auch zum Abstellen
Der breite Rand eigenet sich auch zum Abstellen | Bild: M.Tacha/VKI
toter Stiglitz
toter Stiglitz | Bild: M.Tacha/VKI
Hochbeet in einem Garten
Dicke Lärchenbohlen | Bild: M.Tacha/VKI
Hochbeet vor der Bepflanzung
Ein Hochbeet braucht sehr viel Erde zum Befüllen | Bild: M.Tacha/VKI
Salatpflanzen im Hochbeet
Salatpflanzen im Hochbeet | Bild: M.Tacha/VKI
Manche Pflanzen kuscheln sich an das Hochbeet an
Manche Pflanzen kuscheln sich an das Hochbeet an (rechts: Akelei) | Bild: M.Tacha/VKI
Der breite Rand eigenet sich auch zum Abstellen
Der breite Rand eigenet sich auch zum Abstellen | Bild: M.Tacha/VKI
toter Stiglitz
toter Stiglitz | Bild: M.Tacha/VKI
Hochbeet in einem Garten
Dicke Lärchenbohlen | Bild: M.Tacha/VKI

Nackt- gegen Hausschnecken

Das Hochbeet hat kleine und große Feinde. Beide lieben es. Nacktschnecken sind in den vergangenen Jahren in Divisionsstärke angerückt. Den Weg vom Boden bis hinauf zum Gemüse schaffen sie in Rekordzeit. In manchen Sommern haben wir bis zu 20 Nacktschnecken an einem Abend allein vom Hochbeet abgesammelt. Im ganzen Garten waren es bei einer einzigen Sammelaktion weit über 100. Seit aber andere Schnecken (solche mit Haus) den Garten stärker besiedeln, sind die braunen Schleimer auf den Rückzug. Um es schief zu sagen: ein Gleichgewicht des Schneckens. Denn auch die Hausbesitzer haben Hunger. Da wir keine Giftköder wollen, müssen wir die Schnecken einsammeln. Vielleicht sollten wir ein langes Kupferblech am Hochbeet anbringen. Aber das könnte teuer werden.

Nachbars Katzen lieben das Hochbeet

Frau arbeitet am Hochbeet, Katzen freuen sich, dass sie es bald als Klo benutzen können
Das Hochbeet als Katzenkisterl, die Gärtnerin als Klofrau - Cartoon von Robert Scheifler Bild: Scheifler/ROSCH/VKI

Die großen Feinde sind aber Nachbars Katzen. Das sind süße, liebe Tiere. Sie lieben das Hochbeet, sie lieben die feine Erde innig – als Aussichtspunkt und als Klo. Mit dem Gummihandschuh fischen wir die Hinterlassenschaft von Maunz und Murli aus handgesiebter Erde. Seitdem meine Frau dornige Rosenranken oder dünne Äste ins Hochbeet steckt, dicht an dicht, in der Hoffnung die Biester zu vergrämen, seither finden wir den Katzenkot auch im Komposthaufen. An manchen Tagen habe ich meine Steinschleuder aus Kindheitszeiten eingesteckt, um die Biester zu vertreiben. Aber das sind Bubenphantasien; zwecklos. Diese Katzen sind intelligent und schnell. Und sollte mein Schuss-Winkel nicht stimmen, muss ich dem Nachbarn („ja, Georgi, deine Katzerl sind eh total lieb!“) eine neue Terrassentür zahlen. Und kürzlich lag ein Stieglitzkopf samt Federn am Boden.

Wir können es uns aussuchen: entweder ein katzenkotfreies Hochbeet oder ein Nachbar, der weiterhin mit uns redet. Immerhin, der Dachs gräbt zwar manchmal bei den Tulpen nach Engerlingen, aber das Hochbeet ist ihm zu hoch.

Petersilie, Karotte, Kohlrabi, Chili, Zucchini

Das Hochbeet ist eigentlich nur ein überdimensioniertes Blumenkistl, ein Mittel zum Zweck. Denn im Grunde geht es uns um jene Pflanzen, die im Hochbeet wachsen sollen. Gemüse also: Chili, Zwiebel, Gurken, Melanzani. Dann Petersilie, Karotten, Kohlrabi und Sellerie, dazu Salate verschiedenster Art. Auch Zucchini und Kürbis bekommen ihre Chance, brauchen aber viel Platz und nährstoffreiche Erde. Kohlrabi wurde zu schnell von Schnecken gefressen. Dill, Stangensellerie, rote Rüben haben weniger funktioniert. Spinat und Winterendivie wiederum gingen super, große Freude. Paradeiser haben wir keine im Hochbeet, die wohnen bei den Rosen.

Preise vergleichen, Setzlinge vorziehen

Die meisten Setzlinge wachsen gut an, manche schwächeln. Im Frühjahr bedeutet das: Angebote studieren, Preise vergleichen, Setzlinge vorziehen, Einkaufstouren in fremde Länder und Kulturen (Wien-Simmering, Donaustadt). Dann Obi, Lidl, Hornbach, Blumengärten Hirschstetten, exklusive Pflanzentauschbörsen, wo Samen mit Gold aufgewogen und Zitrus-Events, wo Experten wie Popstars hofiert werden.

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